Stress, Schlaflose Nächte, Alpträume das ich zuspät komme, Rekord nähen ....
All das hat endlich ein Ende.
Am 14.7 bis 17.7.14 hatte ich meine Praktische Prüfung. Die 2 Wochen davor waren die Hölle, wir sollten auf Akkord noch 2 Probemodelle fertig nähen, haben wir natürlich nicht. Wir haben immer von 8Uhr bis 21Uhr gearbeitet und trotzdem haben wir nur jeder ein Modell geschafft. Das Zweite haben wir angefangen, aber noch einige Änderungen vorgenommen, dass wir es nicht geschafft haben.
Ausserdem mussten wir noch unseren kompletten Zuschnitt für das Prüfungsstück erledigen. Der Zuschnitt, das Fixiern und die Markierungspunkte zu setzen hat 2 Tage gedauert. Dann haben wir noch alles notwendige zusammen gesucht und eingepackt, selbst das hat einen halben Tag gedauert. Schon erschreckend.
Aber am Montag 14.7. war dann der Erste Große Tag. Wir hatten alle Bange, weil wir ja in eine ganz andere Nähwerkstatt kamen. Neue Maschinen, kein richtigen Platz zum Arbeiten, irgendwie war alles komisch. Wir mussten 7Uhr da sein, wie jeden Tag. Haben unsere Maschinen eingerichtet und dann ging es schon los. Wir nähten wie Weltmeister - wir hatten ja Druck das dass Stück bis Donnerstag fertig sein muss. Wir hatten bis 16,15Uhr zeit, unter strengen Blicken nähten wir und nähten und nähten. Strenge Blicke = Jeden Tag waren 2 Personen aus der Handwerkskammer - Prüfungskommission vor Ort und begutachten uns ganz genau, wie wir arbeiten, wie wir unseren Arbeitsplatz behandeln, welche Verarbeitungsschritte wir machten, sie guckten die ganze Zeit. Naja das Fazit am erst Tag war, ich hatte mein Tagesziel erreicht und bin sogar drüber hinnaus (Rumpf nähen, Ärmel nähen; vorbereiten und einsetzen; Heftstiche; Paspeltaschen fertigen; Schalkragen nähen).
Am Zweiten Tag bemerkt ich natürlich schon, wie schwer es mir doch fällt jeden Tag 5.30Uhr aufzustehen. Aber weiter gehts, ich sammelte wieder alle Mädels ein und wir fuhren zur Prüfungsstätte. An diesem Tag war mein Ziel die Schmucktechnik - Froschmaulrüsche mit Kragen zu nähen; den Kragen an das Stück mit Besatz nähen - komplett fertig. Die Rüsche hat natürlich nicht so hingehauen wie ich es die letzten male geübt hatte. Es hat nix funktioniert, dauernd ist der Faden zum Einreihen gerissen, ich bin fast wahnsinnig geworden. Natürlich hing ich dann ganz schön hinterher. Naja im Endeffekt hatte ich dann die Rüsche und den Kragen am Ende des Tages fertig. Also nur halbes Ziel geschafft.
Am dritten Tag hieß es dann, dass wieder auf zu holen und das Futter komplett zu nähen, evt schon reinhängen. Im Endeffekt bin ich an diesem Tag weit gekommen, ich habe den Kragen mit dem Besatz verstürzt; das Futter genäht und reingehangen; Saum verstürzt; verdeckten Schlitz eingearbeitet. Tagesziel überdimensional erreicht.
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| von innen |
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| Verdeckter Schlitz |
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| Handgestochenes Knopfloch |
Nun war schon Donnerstag der letzte Näh-Tag. Die Zeit verging doch ziemlich schnell, aber das frühe Aufstehen fällt mir immer noch schwerer. Naja hilft ja nix, ich habe dann den Futterärmel genäht; Saum verstürzt und den Futter - Ärmel per Hand anstaffiert. Die Mehrweite muss natürlich trotzdem genau verteilt werden, das da keine Falten entstehen! Als ich das alles endlich fertig hatte, habe ich das komplette Stück 1h ordentlich abgebügelt. Und nun hieß es "Knopflöcher" per Hand stechen. Natürlich habe ich davor immer angst und habe erst mal ein paar Probe Löcher gestochen, als ich mich dann bereit fühlte, ging es dann los vier Stück durften es sein. Soweit alles gut, aber dann nähte ich die Knöpfe an. Als ich damit fertig war, war alles scheiße, es beuelte, es zog - alles war anders und ich stand unter Zeitdruck, ich hatte nur noch eine halbe Stunde. Naja zum Glück hat mir Sammy schnell einen Tipp gegeben. Ich hatte den einen Knopf in nicht richtiger Höhe angenäht. Knopf noch mal ab und noch mal erneut. Nun passte alles und ich habe es erneut schnell gebügelt. Alles fertig, Pünktlich abgegeben, Arbeitsplatz zusammen geräumt und ab nach Hause. Entspannen.
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| Rock |
Am Freitag durften wir dann unser Stück verteidigen, ich war 11Uhr dran. Zur Präsentation habe ich mir passend zum Blazer zuhause noch ein Rock genäht mit Nahtverdeckten Reißverschluss; Futter und Formbeleg.
Ich durfte dann mein komplettes Stück anziehen, das war so warm, das ging gar nicht.
Dann haben sie die Passform kontrolliert und mir 1000 Fragen gestellt. Die ich natürlich alle beantwortet habe, ich musste erklären wie ich die Froschmaulrüsche angefertigt habe; wie ich die Knopflöcher finde; warum ich dieses Stück gewählt habe; warum ich dieses Rüsche gewählt habe; wie ich mich bewerte und vieles mehr.
Gestern habe ich dann auch Post bekommen, dass ich bestanden habe und dass ich Ende August zur Feierlichen Übergabe erscheinen darf.
Ergebnis
Also ich muss sagen, die Wochen vor der Prüfung waren anstrengender als die eigentliche Prüfung. Die Zeit war genau richtig, man hatte ab und zu Luft. Aber es ist ungewohnt, das die Prüfer einen auf die Finger gucken. Aber am meisten komisch war, das wir vier, wie schwarze Schafe behandelt wurden. Wir waren die ersten, die Extern geprüft wurden. Aber wir denken, wir haben es Ihnen gezeigt und sie sehen es jetzt mit anderen Augen. Wir hoffen es!
Ich bin trotzdem froh das ich das alles hinter mir habe, bestanden habe und ich mich jetzt erstmal entspannen kann. Im September erwarten mich andere Projekte.
Das sind wir vier Prüflinge.
So, der Post ist ganz schön lang, reicht jetzt, noch schnell zu rums.
